Auch wenn es angesichts der mediterranen Temperaturen mal ganz angenehm war, zum Abkühlen im klaren Meerwasser zu schnorcheln, war dies aber durchaus nicht der einzige Grund, warum wir uns oft im Wasser aufhielten. Neben den Referaten und den Touren auf der Insel gehörten auch noch Freilandversuche zu unserem Kursprogramm.
Einer dieser Freilandversuche beschäftige sich mit der Fragestellung, inwieweit die unterschiedlichen Lichtverhältnisse Einfluß auf marine Lebewesen haben. Daraus ergab sich die konkrete Hypothese, daß die Farbenpracht und die Artendiversität in der Dunkelzone größer ist als in der Lichtzone.
Zur Überprüfung dieser Hypothese haben wir in den üblichen Gruppen von je 2 Personen die Ober- und Unterseite von Steinen aus dem Meer mit einer Größe von 20 cm x 20 cm bis 30 cmx 30 cm verglichen. Wir haben dabei im wesentlichen auf die vorherrschenden Farben, die Größe der Farbflächen sowie besondere Strukturen (=> Lebewesen) geachtet. Um dem Umweltschutz Rechnung zu tragen, haben wir die Steine nach der Beobachtung auch wieder in ihre ursprüngliche Lage gebracht.
Nach der Durchführung dieses Vergleichs von Ober- und Unterseite ergaben sich folgende Beobachtungen: Die Oberseite der Steine zeigt durchgängig einen braungrauen Bewuchs (z. B. Braunalgen), während auf der Unterseite die Farbe lila bis rot dominiert, aber auch Farben wie schwarz, weiß und grün vertreten sind. Zudem wurden auf der Unterseite mehr Arten als auf der Oberseite gefunden wie etwa Rotalgen, Schwämme, Moostierchen, Würmer (z. B. Kalkröhrenwürmer) und Schnecken (z. B. Käferschnecken, Napfschnecken).
Die geschilderten Versuchsbeobachtungen bestätigen insofern die Versuchshypothese, da definitiv Unterschiede zwischen den dem Licht abgewandten und den dem Licht zugewandten Oberflächen festgestellt wurden. Die unterschiedliche Farbpracht ist offensichtlich, die unterschiedliche Artenvielfalt ist spätestens unter dem Mikroskop zu erkennen.
Allerdings ist unser Freilandversuch auch nur eine Unterstützung und keine endgültige Bestätigung für die Fragestellung. Schließlich wirken im Meer unterschiedliche Faktoren auf die Lebewesen ein, wir haben aber nur einen einzigen davon untersucht, das Licht. Um die Versuchsthese weiter festigen zu können, müßten darüber hinaus auch alle weiteren Umweltfaktoren, wie z. B. Strömungsverhältnisse und Sauerstoffgehalt, untersucht werden. Nur so kann sichergestellt werden, daß die gemachten Beobachtungen auch tatsächlich auf die unterschiedlichen Lichtverhältnisse und nicht auf einen anderen abiotischen Faktor zurückzuführen sind.
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